Interview mit Geschäftsführer Tobias Ladner: «Die neue Situation war sehr schwierig»

Die Alterssiedlung Root ist bekannt für das familiäre sowie offene Ambiente. Neben dem Zusammenleben sind das Unterfeld und das Dorf Huus Treffpunkte für gemeinsame Aktivitäten. Mit dem Coronavirus veränderte sich vieles – vom einen auf den anderen Tag. Der Geschäftsbericht 2020 dokumentiert dies mit den Stimmen von Angehörigen, Bewohnenden, Freiwilligen und Mitarbeitenden.

 

Tobias Ladner, was bedeutete die ausserordentliche Lage und der «Lockdown» aufgrund der Corona-Pandemie im März 2020 für die Alterssiedlung?
Die Vision eines «offenen Hauses» konnte vom einen auf den anderen Tag nicht mehr gelebt werden. Die Bewohnenden konnten keinen Besuch mehr empfangen und die Cafeteria musste geschlossen werden. Der soziale Austausch zu Mitmenschen ausserhalb der Alterssiedlung wurde durch die Reduktion der Kontakte für die Bewohnenden sehr stark eingeschränkt. Es gab immer wieder Lichtblicke trotz aller Einschränkungen: Beispiele waren spontane Platzkonzerte mit Alphorn oder Brassband Musikgesellschaft Root, individuelle Zeichnungen von Kindern für alle Bewohnenden und der Besuch der Sendung «Happy Day» mit Röbi Koller. Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen herzlich für die Solidarität und für das Engagement bedanken.

 

Wo sehen Sie die grössten Herausforderungen?
Das Besuchsverbot vom einen auf den anderen Tag war für die Bewohnenden und deren Angehörige sehr schwierig. Die emotionale Nähe, die zwischen den Angehörigen und Bewohnenden durch das Besuchen gelebt wird, konnte mittels Skype-Anrufen trotz schöner Momente nicht ersetzt werden. Wir haben uns bewusst dazu entschieden, sehr offen und regelmässig mit den Angehörigen zu kommunizieren und über interne Aktivitäten zu informieren. Viele positive Rückmeldungen der Angehörigen haben uns in diesem Entscheid bestärkt. Die Videotelefonie und digitalen Konferenzen haben uns zudem veranlasst, auch Videobotschaften mit Angehörigen, Bewohnenden, Freiwilligen und Mitarbeitenden zu produzieren, um einen tieferen Einblick in die Alterssiedlung zu geben. Diese sind online aufgeschaltet und ergänzen den Geschäftsbericht 2020.

 

Hatten Sie bereits Pandemie-Konzepte oder Grundlagen, auf welche Sie zurückgreifen konnten?
Klare Konzepte und Standards zur Handhabung der Corona-Pandemie waren lange Zeit nicht vorhanden. Wir verfügen in Gesundheitsbetrieben natürlich über Erfahrungen und auch Konzepte rund um Epidemien, aber nicht mit dieser Zeitdauer und der Dimension wie mit Corona. Durch die Erarbeitung eines internen Schutzkonzepts, das teilweise täglich angepasst werden musste, konnte eine gewisse Sicherheit gewährt werden.

 

Es gab Gesundheitsbetriebe, welche sehr knapp an personellen Ressourcen waren. War dies bei Ihnen auch der Fall?
Ja. Die festangestellten Mitarbeitenden haben sich deshalb dazu bereit erklärt, Mehrstunden zu leisten. Auch haben wir freiwillige Mitarbeitende aus den Stiftergemeinden akquirieren können, welche gewisse Aufgaben wie beispielsweise das Austragen der Essen für die Bezüger des Mahlzeitendiensts übernehmen konnten. Das ist nicht selbstverständlich und wir sind sehr dankbar dafür.

 

Hat es bei Ihnen in der Alterssiedlung Root Corona-Infektionen gegeben?
Wir betreuen und pflegen mit 120 Mitarbeitenden über 70 Bewohnende. Für alle Bereiche haben wir das Schutzkonzept und die Massnahmen mithilfe der neu gewonnenen Erkenntnisse laufend angepasst. Die bekannten Hygienemassnahmen mussten strikt eingehalten werden und haben sich etabliert. Die Alterssiedlung Root musste nur wenige Covid-19-Ansteckungen verzeichnen.

 

In den vergangenen Jahren musste die Alterssiedlung Defizite verzeichnen. Wie hat sich Corona im Jahr 2020 auf die Finanzen ausgewirkt?
Die personellen Ressourcen waren von Quarantäne- und Isolationsverordnungen stark betroffen. Ebenfalls musste zusätzliches Schutzmaterial beschafft werden. Für dieses Material sind die Preise markant angestiegen. Somit hat sich die Pandemie auf die finanzielle Situation ausgewirkt und wir mussten trotz hoher Auslastung in Bezug auf die Betten ein Defizit von rund 500’000 Franken verbuchen. Glücklicherweise hat sich die Situation bezüglich der Tests und auch der Impfungen stark verbessert. Anfänglich betrug die Auswertungszeit eines Tests mehrere Tage. Entsprechend musste sich eine getestete mitarbeitende Person solange in Quarantäne begeben. Wir wissen laufend mehr über das Virus und erreichen eine höhere Impfrate, sodass wir hoffentlich bald wieder in die neue Normalität zurückkehren können.

 

Alterssiedlung Root
Die Alterssiedlung Root bietet an zwei Standorten 72 Plätze für Betreuung und Pflege an: Davon 50 Einzelzimmer im Unterfeld und 22 Einzelzimmer in den Wohngruppen im «Dorf Huus». Aufgrund der Nachfrage an zentralem Wohnraum mit Angeboten wie Mahlzeiten, Wohlfühlkontrolle, Raumpflege und gesellschaftlichen Treffpunkten, gibt es im Dorf Huus 16 Wohnungen mit optionalen Dienstleistungen an zentraler Lage. Die Alterssiedlung Root fördert im Auftrag der Stiftergemeinden Dierikon, Dietwil, Gisikon, Honau, Inwil und Root mit ihren 120 Mitarbeitenden sowie Freiwilligen das Zusammenleben. Mehr unter alterssiedlung-root.ch

Das könnte Sie auch interessieren

post

Freitag, Juni 22, 2018

Renovationen im Unterfeld

Das Unterfeld ist 29 Jahre alt und Renovationen der Nasszellen, Apparaturen, Böden sowie Wände

Mehr

post

Montag, Juni 21, 2021

Interview mit Geschäftsführer Tobias Ladner: «Die neue Situation war sehr schwierig»

Die Alterssiedlung Root ist bekannt für das familiäre sowie offene Ambiente. Neben dem

Mehr

post

Montag, November 4, 2019

Alterssiedlung Root feiert 30 Jahre Jubiläum: 250 Besuchende nehmen an Festgottesdienst und Feier teil

Die Alterssiedlung Root hat zur öffentlichen Jubiläumsfeier eingeladen. Grund dafür war, dass

Mehr